Geschichtsforschende kommen nicht umhin, sich aktiv den vielfältigen Möglichkeiten und Methoden zuzuwenden, die sich durch die rasanten Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz bieten. Digital Humanities bzw. Digital History verändern historisches Arbeiten derzeit in vielfacher Weise, und eröffnen neue Arbeitsweisen und Zugänge zu Quellen. Gerade im Bereich der Handschriftenerkennung und Modellierung großer Datenvolumina sind jüngst deutliche Fortschritte gemacht worden. Hierzu bieten das Historische Seminar der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) und die Forschungsstelle für Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) in Zusammenarbeit eine praxisorientierte Sommerschule an. Weitere Kooperationspartner sind die Universitätsbibliothek der CAU Kiel, die Digital History Lehrstühle der Universitäten Bielefeld und Bern und die READ-COOP-SCE.

Gerade die Arbeit an der Originalquelle und die zugehörigen Kompetenzen verändern sich. Für die Texterschließung in Geschichtsforschung und Archiv stehen immer mehr neue digitale Werkzeuge bereit. Die Arbeit damit ist für Studierende und Forschende aber teilweise noch Neuland. Digitales Transkribieren über Handwritten Text Recognition (HTR) bzw. erste Schritte bei der Textaufbereitung hin zur digitalen Edition wollen wir in einem ersten Schritt den Teilnehmenden zusammen mit der READ-COOP (Transkribus) näherbringen.

Ein weiterer Themenblock befasst sich mit neuen Möglichkeiten der Textanalyse: Was kann man mit derart digital aufbereiteten Texten dann machen? Natural Language Processing (NLP) verspricht, in Zukunft auch ein anderes Lesen historischer Texte zu ermöglichen. Diese derzeit in den Digital Humanities ausgeloteten Potentiale von Software für die geschichtswissenschaftliche Arbeit testen und diskutieren wir im Rahmen der Sommerschule in Kooperation mit den Universitäten Bielefeld und Bern.

Die Sommerschule findet vom 24. bis 28.07.2023 online statt. Insgesamt wird über die Dauer der Sommerschule der Forschungsprozess digital nachvollzogen: Von der Auswahl und Aufbereitung der Quelle über die hier automatisierte Transkription bis hin zur Analyse des Textes. Gearbeitet wird mit den kostenfreien Werkzeugen Transkribus und nopaque. Die Sommerschulen-Tage bestehen immer aus drei Blöcken: Vormittags wird in das Tagesthema eingeführt und Inhalte vermittelt. In ersten, vorbereiteten Übungen können Teilnehmende sich ausprobieren. Nachmittags wird gearbeitet und angewendet: Gerne auch an mitgebrachtem Material sowie an Material, das die FGHO und das Historische Seminar der CAU bereitstellen, kann ausprobiert werden, was vormittags gelernt wurde. Der dritte Block stellt laufende Projekte vor. Hier können die Herausforderungen, Vor- und Nachteile und Potentiale der digitalen Arbeit mit den Quellen an konkreten Fallbeispielen reflektiert und diskutiert werden.

Eingeladen sind Studierende und Historikerinnen und Historiker jeder Qualifikationsstufe, vom BA bis zur Professur, Archivmitarbeitende und weitere Interessierte. Die Sommerschule ist konzipiert für 30-40 Teilnehmende. Eine Bewerbung für die Teilnahme erfordert einen kurzen Lebenslauf (maximal eine A4) und ein maximal einseitiges Motivationsschreiben, das auch zu bereits bestehenden Vorkenntnissen sowie persönlichen Erwartungen bzw. eigenen laufenden Projekten Stellung nehmen sollte. Besonders ermutigt werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ein eigenes Projekt vorstellen und in einer größeren Gruppe diskutieren wollen. Für die Planung bitten wir, dies ebenfalls im Motivationsschreiben anzusprechen. Die Bewerbungen sind einzureichen bis Mittwoch 30. Juni 2023 an hilfskraefte-wiso@histosem.uni-kiel.de.

Weitere Informationen können Sie erfragen über gschwedler@histosem.uni-kiel.de und alhuang@fgho.eu.

Komplettes Programm: https://fgho.eu/de/sommerschule-2023-digital-history.

Flyer & Programm: https://bit.ly/3nYBfJN.